Schneekristalle weht der Wind, treibt sie wie Nadeln in launisch wechselnde Richtungen. Mit Eismessern schneidet jede Schneeflocke im Gesicht herum. Der Wind beißt eisig nach, wenn die Körperwärme sie zu feuchten Punkten auf der Haut geschmolzen hat. Die Oberschenkel verkrampfen sich vor Kälte beim Marschieren, das mehr ein Stapfen ist durch Pulverschnee. Schmerzen, wie kaltes, eisiges Blei ergießen sich durch alle Fasern. In Augenbrauen, Wimpern und beim Hinschauen in die Augen selbst stechen kleine Eisnadeln bis zur Entzündung. Und alles hell bis zum Erblinden, selbst in der Nacht. Eiswüste. Verdorrte Bäume, nur schwarze Gerippe. Weiße Dünen aus pulvrigen Verwehungen. Alle Gerüche gedämpft und eingefroren in tropfenden Nasen. Und kein Geräusch, nicht mal Knirschen beim Stapfen im Schnee.
Ein Ziel? Es liegt voran. Dort im Dunkeln, wo Schneeflocken herwehen oder genau entgegengesetzt. Doch am Ziel ist es nicht warm. Als einziges dampft dort in der Kälte Blut. Wie eine Quelle Wärme in dieser Wüste aus Eiseskälte, flackernd, bis die Lebensglut erlischt, erfriert und erstarrt zu schwarzen Schemen wird. Wintergeister.
Die Berge? Wir können sie nicht sehen. Diese Welt hat keine Tiefe, nur Fläche, die sich immer wieder wiederholt. Es lässt nicht erkennen, wie viele wir sind, und auch nicht, wie viele uns entgegen stehen. Es lässt uns noch nicht einmal sehen, wie viele Finger übrig sind, wenn wir die Hand vor unsere Augen halten. Doch wir marschieren. Wir stapfen durch den Schnee auf den Ort zu, der vom Schwarz wegführt. Oder vielleicht auf den Ort zu, der dem Schwarz am nächsten liegt. Das Schwarz, das den Schnee gebiert. Wer weiß? Der Wind dreht viel zu oft.
Tzar Calamaris muss genommen werden.